Wenn Wale winken
von Simone Keil (Kommentare: 3)
Bisher hatte ich die begeisterten Erzählungen von Walbesichtigungen immer mit gemischten Gefühlen gehört. Die gezeigten Fotos ließen mich ratlos zurück: Blaues Wasser und irgendwo ein dunkler Fleck. Wenn’s hochkommt, ganz hinten eine Wasserfontäne. Wenn’s ganz gut lief, eine Schwanzflosse und eine Handvoll knipsender Menschen, die fast vom Boot fallen. Ich konnte damit nicht allzuviel anfangen.
Heute Mittag war mein Handy voll mit Fotos von zwei Stunden am Vormittag, von denen ich ca. 80 % gelöscht habe, weil sie nicht viel mehr zeigten als blaues Wasser mit dunklen Stellen. Und ich bin happy und berauscht und fast noch ein wenig besoffen davon. Ich war dabei, ich hab’s getan: Ich war beim Whale-Watching.
Im Morgengrauen aus dem Bett, ab zur gut organisierten Station. Begrüßung, Briefing, rein in den Bus, ab zum kleinen Hafen, rauf aufs Boot. Alles klappt auf die Sekunde. Gefällt mir. Nette gut gelaunte Guides, Touristen aus aller Welt. Mal wieder hören wir alle Sprachen ringsum. Die Katamarane, so hören wir, wurden extra für die Wale-Beobachtung gebaut, sind leise und schnell, umweltfreundlich und sicher. Die Gästezahl ist nicht groß, so daß man gute Sicht und Foto-Gelegenheiten hat.
Die Sonne funkelt auf dem Meer. Wir tuckern los.
Kaum haben wir die Bucht verlassen, weist der Guide auf eine Fontäne voraus hin. Das Boot schleicht sich ran. Und dann sehe ich ihn auch und halte den Atem an. So schnell kann ich mein Handy gar nicht rausziehen. Brauche ich ja auch nicht. Hinter mir höre ich schon das vertraute schnelle Klicken. So kann ich nur genießen - und bevor ich dreimal geatmet habe, ist das riesige Tier schon wieder verschwunden und zeigt uns einen filmreifen Abgang in Zeitlupe - die Schwanzflosse. Ringsum entzückte kleine Schreie und überraschtes Gemurmel. So schnell ging das!
Die männlichen Pottwale vor der Küste von Kaikōura kann man das ganze Jahr beobachten. Sie können bis zu 20 Metern lang werden. Ihre Fettschicht ist ca. 30 bis 40 cm dick, und ein Wal kann 70 Jahre alt werden. Und einem bin ich gerade begegnet.
Wir sehen an diesem Morgen noch mehrere Tiere. Zuerst die Fontäne, dann - wenn man nahe genug rankommt - sieht man den Wal ruhig im Wasser liegen. Fast zum Greifen nah. Er pustet einige Male und gibt in aller Ruhe einen Fototermin. Und wenn er genug hat, dreht er sich zur Seite und bietet beim Abtauchen sein schönstes Schauspiel: die Schwanzflosse, von der das Wasser abperlt. Wie in einem perfekten Werbespot für ein Wunder.
Nun gehöre ich auch zu denen, die nicht genug davon schwärmen können. Und jetzt verstehe ich auch, daß man mit keinem Foto der Welt das einfangen kann, was einem in so einem Moment das Herz öffnet.
Dass wir auf der Rückfahrt zur Anlagestelle noch hunderte Delphine sehen, die das Boot begleiten, drunter durchtauchen, aus dem Wasser springen und vergnügt und spielerisch neben uns herschwimmen, ist fast zu viel für einen Vormittag. Ich lehne mich über die Reling, beobachte die schnellen Schwimmer, die auf und ab tauchen - und bin einfach nur sprachlos.
Unbedingte Empfehlung: www.whalewatch.co.nz
Von null auf Platz 1 der Simone-Top-Five Neuseeland
Kommentare
Kommentar von Klaus Gazda |
Großartig. Darum beneide ich Euch so richtig. Ich habe es ja auch total mit dem Meer. Und diese edlen und großen Tiere machen einem nur zu deutlich bewusst, wie klein und unwichtig wir Menschen doch eigentlich sind. Und doch haben wir die Macht, alles aus Geldgier zu zerstören...
Kommentar von Conni |
Schöner kann doch das Jahr nicht enden!
Fast Eins mit der Natur sein!
Viele solcher unvergesslicher Erlebnisse wünsche ich euch noch.
Ich fahre morgen auch ans Meer - leider nur das östliche, freue mich aber auch auf Möven, Heringe und Hühnergötter.
Eure Conni, denke oft an Euch
Kommentar von Birgit Suchner |
Traumhaft! Bei uns geht am 2.1 auf zu den Kapverden, ich hoffe auch auf solche Bilder, da soll es zumindest Delphine geben. Guten Rutsvhbund weiterhin tolle Erlebnisse!
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