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Ziemlich weit vom Schuss

Perth liegt nicht direkt am Arsch der Welt, aber man kann ihn von hier aus fast sehen.


Die viertgrößte Stadt im Land der Kängurus und Koalas klebt so ziemlich am unteren linken Rand. Von hier muss man lange reisen, um in eine ähnlich grosse Stadt zu gelangen. Genau gesagt etwa 2.500 Kilometer. Dann erreicht man Denpasar auf Bali oder Adelaide in Südaustralien. Alle anderen Ansiedlungen auf dem Weg in diese beiden Städte haben deutlich weniger als die 2 Millionen Einwohner, die Perth vorweisen kann.

Nach Westen hin ist der Blick über 7.800 Kilometer unverbaut. Dort schaut man dann auf die südafrikanische Hafenstadt Durban. Wer nun meint, dass Perth als Großstadtoase im Nirgendwo der Hot Spot schlechthin sei, liegt allerdings ziemlich daneben. „Beschaulich“ ist hier das Wort der Wahl. Abhängig vom Alter und den Vorstellungen von einem pulsierenden, aufregenden Leben, könnte aber auch „langweilig“ den ersten Platz in der Zustandsbeschreibung von Perth einnehmen. Allerdings eine gepflegte Langeweile. So ehrlich muss man sein. Den Verantwortlichen scheint wohl klar zu sein, dass es nicht reicht, nur mit der vor der Tür liegenden Natur, dem legendären australischen Outback, zu konkurrieren, wenn andere Metropolen per Flugzeug in Nullkommanix erreicht werden können.

Mit verschiedenen Bauprojekten hat man daher erfolgreich versucht, den „look and feel“ der Stadt aufzupimpen. Elizabeth Quay, ein flott gestalteter Hafenbereich, hat dabei der Innenstadt von Perth inzwischen den Rang abgelaufen. Das war allerdings nicht allzu schwer, wie man noch heute feststellen kann, wenn man durch die verwechselbaren Einkaufstrassen von Downtown schlendert.

Für uns war Perth auf jeden Fall der perfekte Startpunkt in den Kontinent. Zum einen ist die Einreise hier deutlich entspannter als über Sydney oder Melbourne, die förmlich geflutet werden von Besuchern aus aller Welt. Zum anderen liegen wir hier noch immer in der selben Zeitzone wie Singapur. Das empfinden wir als einen wahren Segen. Es macht die Eingewöhnung in Down Under so viel angenehmer.

Fremantle

Häufig und per Definition zum „Hafen von Perth“ degradiert, ist der Ort nicht einfach nur ein funktionaler Wurmfortsatz der Millionenstadt nebenan, sondern ein Mikrokosmos ganz eigener Art. Dass hier nur 8.000 Einwohner registriert sind, hat dabei wenig Aussagekraft. Eine Architektur aus der Gründerzeit Australiens, ein auf jung gemachter Lifestyle - vor allem im Stadtzentrum der „Cappuccino Strip“ mit seinen Cafés und Restaurants - Galerien und andere kulturelle Angebote verschmelzen dabei zu einem abwechslungsreichen Potpourri. Gepflegtes Nichtstun ist dabei eine durchaus salonfähige Beschäftigung.

Wer es lieber feucht-fröhlich mag, erreicht von überall aus in wenigen Minuten den nahegelegenen Strand und kann dort die Füße und weitere Körperteile in den Indischen Ozean halten oder ganzkörpermässig im oder auf dem grossen Meer Wassersport jeder Art betreiben.

Da wir am Morgen mit einem Boot von Perth über den Swan River nach Fremantle gelangt sind, ist unser Bedarf an maritimer Betätigung für heute gedeckt. Außerdem sind wir erschöpft vom hemmungslosen Konsumieren: 4 Flat Whites (so heissen die Cappuccinos hier), 5 Postkarten und ein Buch für den Gemahl, was bei der Gattin für Unverständnis und Unmut sorgt (zusätzliches Gewicht). Die Frau schwört, sich dafür mit Schuhen zu rächen.

Zurück geht es vom historisch alten Bahnhof mit der Bahn.

 

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