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Spannendes Bildungsfernsehen

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TV-Serie: Das Boot

Irgendwann bleibt man doch am Fernseher hängen in diesen Zeiten, und wenn man nicht von einer deprimierenden Corona-Nachrichtensendung zu nächsten zappen möchte, schaut man sich in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten um. Dort entdeckte ich in diesen Wochen der kurzen Tage die Serie „Das Boot“, die ich eigentlich bisher immer mit Verachtung gestraft hatte. Den unglaublichen Film von Wolfgang Petersen hatte ich seinerzeit Anfang der 80er im Westfernsehen gesehen und war davon zutiefst beeindruckt. Den wollte ich mir jetzt nicht durch die Serien kaputtmachen lassen, denn BESSER als der alte Film kann es ja gar nicht werden.

Dennoch fragte ich mich schon im Stillen: Wenn eine deutsche Produktion wie der Film „Das Boot“ so gut aufgenommen wurde, zahlreiche Preise abräumte und weltweit verkauft wurde, warum muß man sie durch eine Serie zu toppen versuchen? (Antwort kannst Du Dir doch selber geben, meinte mein Film- und Fernsehexperte, der Graue.) Der Film war 1983 für 6 Oscars nominiert und ebnete dem Regisseur den Weg nach Hollywood.

Nachdem ich dann dennoch mehr aus Versehen die erste Folge der Serie geschaut hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Das war keinesfalls schlechter als der Kinofilm von 1981, seinerzeit mit Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer.

Der Film war damals eine eigene Kategorie. Die Serie ist eine andere.

Die Serie ist kein Remake des Films und setzt zeitlich in der Zeit nach dem Kinofilm ein. Sie erzählt eine neue Geschichte, sie erweitert ihre Handlungsstränge an Land, erzählt auch von den Untergrundkämpfen der französischen Resistance und ihren Unterstützern aus den Reihen der deutschen Besatzer. Inzwischen ist es 1943 geworden, und der Krieg, den die Deutschen angezettelt haben, hat sich gewendet. Die jungen Kerle, für die es immer noch die höchste Ehre ist, fürs Vaterland ihren Dienst auf dem Atlantik zu absolvieren, fangen an zu denken und nicht mehr fraglos zu gehorchen. Im Mittelpunkt der Handlung stehen der junge Funker Frank Strasser, der gegen seinen Willen zu einem Einsatz auf ein Boot gezwungen wird, und seine Schwester Simone Strasser, die als Übersetzerin bei der Gestapo in La Rochelle angestellt ist und – zunächst auch unfreiwillig – in die Aktionen des französischen Widerstandes gerät.

Die zwei Staffeln mit jeweils 8 Folgen habe ich fast ohne Pause durchgeschaut. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören. Ich sehe es durchaus als Vorteil an, bei historischen Filmen die Fakten zu googlen oder geschichtliche Zusammenhänge nachzulesen. Das habe ich immer wieder gemacht, denn das interessiert mich. Auch dass in der Serie einige historische Fakten frei interpretiert worden sind und nicht ganz der Wahrheit entsprechen, habe ich natürlich in den Medien verfolgt.
Genauso erinnere ich mich an die Diskussionen in den 80-er Jahren, als der Film „Das Boot“ auch in der DDR gesehen wurde: Ist das ein Kriegsfilm oder ein Anti-Kriegs-Film?

Dennoch ist hier eine ausgesprochen spannende Serie gelungen, mit deren Figuren man mitfiebert und mitleidet, die große schauspielerische Leistungen zeigt (Tom Wlaschiha, der Mann mit den wechselnden Gesichtern! Vicky Krieps!) - und nicht wenige Szenen sind nur sehr schwer erträglich und brennen sich ins Gedächtnis. Insofern ist die Serie keine leichte Unterhaltung. Kriege sind immer ein schweres Thema, und sie bleiben es auch, wenn sie „nur“ aus dem Fernseher kommen.

Das dürfen wir nicht vergessen.

„Das Boot“ – die Serie – zu finden in der ZDF-Mediathek

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