Zur Übersicht

Tschakka tschakka!

von (Kommentare: 1)

Wir lieben Wasser. Tschakka.
Regen ist Wasser. Wir lieben den Regen. Tschakka.
Wenn die Schuhe nicht mehr trocken werden, braucht man sich nicht zu sorgen, dass sie nass werden. Tschakka tschakka!

Zwischen den Sturmböen und den sintflutartigen Regenfällen gibt es immer wieder blaue Löcher oder regenfaule graue Wolken, die nicht nur uns dazu verleiten, die schützende Unterkunft zu verlassen und zu suchen, weswegen wir diese Insel bereisen: Natur, die Spaß macht.

Und sie macht uns auch Spaß, wenngleich sich dabei kein meditativer Zustand einstellen kann, wie anderswo schon oft erlebt. Ganz einfach, weil wir nicht wissen, ob wir es beim nächsten Regenguss trocken bis zu einem Unterstand schaffen. Die Frage ist aber deswegen so wichtig, weil die trockene Kleidung bereits zur Neige geht, und das nass gewordene Zeug auch nach Tagen noch immer feucht-klamm vor sich hindünstet.

Dringlich wird es langsam bezüglich des Haupturlaubsgrundes: Currywurst-Gutschein einlösen. In der Sansibar. Die liegt zwischen den Ortschaften Rantum und Hörnum im südlichen Teil der Insel und ist gut zu Fuß, per Fahrrad, Auto und dem Bus zu erreichen.

Der Parkplatz neben der Hauptstraße ist zum Glück nicht voll belegt. Wem von dort die 300 beschwerlichen Meter bei 2% Steigung zu viel sind, dem wird ausdrücklich der Abholservice mit Porsche-Unterstützung angeboten, um sich an den Kaviar kutschieren zu lassen. Da wir auf Currywurst ohne Blattgoldverzierung aus sind, reihen wir uns ein in die Schar der Sansibar-Pilger, die sich zu Fuß dem gesellschaftlichen Heiligtum der Insel nähern. Ein Hauch von Lourdes liegt über den Wandelnden, die zwischen Strand und Straße mitten in den Dünen nach Heilung an Leib und Seele streben. Wir vermissen große, brennende Kerzen, die alle vor sich hertragen. Aber dafür ist es zu windig.

Die Mühsal und der Glaube an Erlösung finden schließlich ihre Erfüllung. Das Ambiente in dieser Mischung aus Skihütte und Beach-Bar, der exzellente Service - schnell UND freundlich – das gute und sehr reichhaltige Essen werden zum Highlight unseres Sylt-Aufenthaltes.

Da sich das Wetter weiterhin weigert, uns vertrauensbildend zu begegnen, kombinieren wir Natur mit spontaner Rückzugsmöglichkeit bei Niederschlag, sprich: Schiff. Krabbenfahrt statt Kaffeefahrt. Von Hörnum aus fahren wir zu einer Sandbank, auf der sich Seehunde und Kegelrobben aalen wie Pauschaltouristen.

Zwei junge Leute von der Schutzstation Wattenmeer e.V. erklären während der Fahrt die Fauna und Flora des empfindlichen Küstenbiotops. Sie ziehen Pflanzen und Getier aus dem Meer. Alles wird nach ausführlicher Demonstration wieder unbeschadet zu Wasser gelassen.

Auch wenn es nur ein kurzer Trip ist, bei Rot und Grau wecken die Planken unter den Füssen heimatliche Erinnerungen. Das sanfte Wiegen des Schiffes. Der Wind von vorn. Das sonore Brummen des Schiffsmotors. Für uns gibt es wenig schöneres als ausgedehnte Schiffspassagen zwischen den Kontinenten, mit nichts als Ozean, Himmel und Horizont vor den Augen. Ständig in Bewegung, ohne dabei von unvorhersehbaren Menschenmassen und Besucher(an)stürmen bedrängt zu werden.

Die begegnen uns später am gleichen Tag im Zentrum der Insel. Ein Weltcup im Windsurfen findet statt. Die Leute treten sich, lange bevor sie den Strand erreichen, gegenseitig auf die Füße. Sylt ist beliebt wie nur was. Eine feste Burg für alle, die im Urlaub keine Lust auf Überraschungen haben. Eine sichere Bank.

Unser Resümee ist zwiespältig. Und das hat nichts mit dem Wetter zu tun. Für Wetter kann kein Standort etwas. Und Regen ist per se ja eine gute Sache. Ob man die Insel als solche mit ihrer Topografie und dem Drumherum mag, ist Geschmacksache. Gut gefallen hat uns das funktionierende Nahverkehrssystem mit E-Bussen, das kulinarische Angebot und natürlich die Strände, die in dieser Ausdehnung ihresgleichen suchen. „Fast wie Australien...“, schwärmt die Rote beim Anblick der weiten Küstenlinie.

Am Ende können wir bei der Notenvergabe ein Auge zudrücken und geben die Gesamtnote ausreichend. Die Versetzung ist damit gewährleistet. Mit einer Extrarunde und Wiederholung im nächsten Jahr wäre niemandem geholfen.

Nach einer Woche Sylt stehen wir am Bahnhof von Westerland.
Die Sonne scheint. Der Himmel ist blau.
Wir fahren. Ein Hochdruckgebiet kommt.
Tschakka.

Zurück

Kommentare

Kommentar von Kerstin Giese |

Also keine Wiederholung - wie schade!!! Herr Giese muss zu seinem Leidwesen einmal im Jahr mit mir nach Sylt...ich liebe die Luft, das Meer, den Wind, den Strand.....

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 9 und 5?