Dreimal werden wir noch wach ...
von Simone Keil (Kommentare: 0)
... aber nicht in Timaru
Von dem kleinen Örtchen Timaru bleibt nicht viel in Erinnerung. In der Fussgängerzone begegnete uns kein Mensch, alle Geschäfte waren geschlossen. Wir überlegten, ob wir einen Feiertag übersehen haben...
Ein angepriesener Strand sollte angeblich die Heimat - Achtung festhalten! - von Pinguinen sein. Wir fuhren hin und guckten auf eine kleine ungemütliche Bucht neben dem Containerhafen. Wenn ich Pinguin wäre, würde ich mich hier nicht niederlassen. Das industrielle Flair steht im krassen Gegensatz zu den anheimelnden Pinguin-Einfamilienhäusern in Oamaru. Ratlos wanderten wir an verrosteten Schiffscontainern vorbei durch den ausgestorbenen Ort und kehrten zum Abendessen bei einem Inder ein.
Ich hatte mir zwei Samosas bestellt, gefüllte Teigtaschen, die sehr lecker waren. Sie kamen auf einem Tellerchen, verziert mit Gürkchen und Tomatenstückchen, Salatschnipseln und einer köstlichen Soße zum Eintunken. Leider schaffte ich nur einen davon, und bat den Kellner, den anderen mitnehmen zu dürfen. (Was, wie Zuhause, absolut üblich ist, und immer nett verpackt mitgegeben wurde). Er nickte teilnahmslos, kam mit einer braunen Papiertüte an den Tisch zurück, nahm den Teller und schüttete den gesamten Inhalt mit einem Schwung in die Papiertüte, ohne eine Miene zu verziehen. Mit Salatresten, Tomatenschnitzen, Gurkenscheiben. Zack, rein. Ich dachte, jetzt braucht er bloß noch die Salatsoße hinterher zu schütten... Die war zum Glück fast alle. Er faltete die Tüte, drückte sie mir in die Hand und sagte: You´re welcome.
Wir schauten uns an und kriegten, als er abdrehte, hinter seinem Rücken einen Lachanfall. Und kicherten die ganze Zeit, als wir die braune Papiertüte ins Quartier trugen.
Rangis Bank
Am zweiten Tag in Timaru machen wir einen Ausflug zum Tuhawaiki Leuchtturm in der Nähe der Stadt. Man fährt bis zu einem Parkplatz und läuft dann den Weg oberhalb des Meeres bis zum Leuchtturm. Auf der einen Seite die langen menschenleeren Strände des Pazifik, auf der anderen Seite Felder und Wiesen, im Hintergrund, wolkenverhangen, hohe Berge. Uns begegnen kaum Menschen.
Der Leuchtturm sieht aus wie aus dem Kinderbuch. Er ist winzig und schneeweiß. Auf einem Schild ist zu lesen, dass hier einst ein Leuchtturmwärter gewohnt hat. Seinerzeit hat er wahrscheinlich im Stehen geschlafen, denn der Durchmesser des Turmes ließe ein Bett nicht zu.
Auf der Spitze der Landzunge steht eine sehr kunstvoll handgeschnitzte Bank, die einem Mann von seiner Familie zur Erinnerung gewidmet wurde. Man schaut auf die seltsame Meeresströmung, die Wellen aus zwei Seiten bildet, die am Strand aufeinandertreffen. Ein faszinierendes Schauspiel, dem man stundenlang zuschauen könnte.
Wir bleiben eine ganze Weile, sitzen auf der Bank des Fremden Rangi und schauen aufs Meer hinaus.
So habe ich mir das vorgestellt. Genau so.
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