Teneriffa - Ushuaia -Tag 12
von Peter Schäfer (Kommentare: 2)
Als Peterchens Reiseziel und Wohnsitz vom Mann in Mond, kommt der Trabant der Erde in den meisten Sprichworten und Redensarten ziemlich schlecht weg. Wer keine Ahnung hat, „lebt hinterm Mond“. Wer wuchert, verlangt „Mondpreise“. Schlafwandler sind „mondsüchtig“. Und wenn mir Kochmaus auf den Keks geht, will ich sie am liebsten „zum Mond schießen“.
Warum solche Gehässigkeiten über ihn ausgekübelt werden und womit der Mond das verdient hat, weiß ich nicht. Im Duo der beiden Himmelskörper, die für uns Tag und Nacht symbolisieren, steht der Mond jedenfalls eindeutig im Schatten der Sonne.
Die strahlende Diva hat sich mit ihren täglichen kapriziösen Auf- und Untergängen einen festen Platz bei Romantikern gesichert und belegt Platz eins auf der Liste der begehrtesten Fotomotive. Wenn sie könnte, würde sie sich in ihrem eigenen Antlitz sonnen.
Der Mond kommt eher wie ein bescheidener Arbeiter seiner Pflicht nach. Die Art und Weise seines Auftretens erscheint allerdings irgendwie unstet und erinnert uns stark an eine Jo-Jo-Diät: abnehmen – zunehmen – abnehmen - zunehmen.
Zur ewigen Spätschicht verdonnert, sind seine Auftritte im Normalfall nicht sehr prätentiös. Jedenfalls wird sein Erscheinen, wenn überhaupt, sehr viel nüchterner registriert. Dass Menschen verträumt an der Reling stehen und ihn so wie die Sonne anhimmeln, kommt eher selten vor.
Doch das ist nur die halbe Wahrnehmung. In seiner Geschichte wurde der Mond nicht nur von Wölfen angeheult und von Hunden verbellt, sondern auch von Künstlern besungen und betextet. Es gibt zahlreiche archäologische Befunde, die eine große kultische Bedeutung des Mondes belegen. Meist stellte er eine zentrale Gottheit dar.
Als wir an Bord gehen, hat er seine letzte Diät hinter sich und nimmt nun wieder stetig zu. Nacht für Nacht sichelt er sich zur vollen Kreisform zurück. Langsam wächst er zu seinem vollen Umfang aus – und verändert dabei täglich seine Position am Himmel. Für jemanden, der sein Wissen über Sternenkunde aus den Wochenhoroskopen von Fernsehzeitschriften zieht, ist das irritierend. Sonnenaufgang und -untergang könnte ich noch so einigermaßen erklären, aber über den Verlauf des Mondes weiß ich ungefähr soviel wie über das Straßennetz auf Madagaskar.
Als er schließlich seinen vollen Umfang erreicht hat, „schlafwandelt“ Kochmaus Richtung Küche, wo sie noch rechtzeitig vom Nachtkoch abgefangen und gegen ihren ausdrücklichen Protest zurückgeführt wird.
Der Chronist erfreut sich währenddessen an der Strahlkraft des Mondes, der es durchaus mit der Sonne aufnehmen kann. Auf dem offenen Meer übt das eine besondere Faszination aus. Es wirkt gespenstisch und künstlich zugleich, fast so wie bei einer „Amerikanischen Nacht“. Dabei handelt es sich um spezielle Aufnahmeverfahren (z.B. Blaufilter und Unterbelichtung), mit denen dem Zuschauer Nacht vorgetäuscht wird, obwohl die jeweilige Szene am Tag gedreht wurde. Die Ergebnisse sind allerdings nicht sehr überzeugend, denn Nacht ist weit mehr als die bloße Abwesenheit von Tageslicht. Szenen die so gedreht wurden, merkt man jedenfalls diesen Täuschungsversuch an.
Die Nacht und der bizarr scheinende Mond über mir sind auf alle Fälle so real wie nur was. Der Blick zum Himmel und die unwirklich aufgehellten Wolken erzeugen eine sonderbare Atmosphäre.
Aus der Kabine hinter mir ertönt „The Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd. Kochmaus versucht danach zu tanzen. Der Mond hat genug gesehen. Er verzieht sich auf die andere Seite des Schiffes.
Morgen kommt er zurück. Dann beginnt er bereits mit seiner nächsten Diät.
Kommentare
Kommentar von Problemcousine |
Kann man nach Pink Floyd "Darkside of the moon " tanzen ? Wäre mir neu, aber Kochmaus ist ja immer für was Neues gut. Mir fällt eben noch " Die dunkle Seite des Mondes" von M. Suter ein. Haben gerade den Film mit M. Bleibtreu gesehen. Doch, der Mond hat was mystisches - und die Stimmungen toll eingefangen.
Kommentar von Peter |
Lieber Jens,
Kochmaus tanzt ja auch ihren Namen. In 7 verschiedenen Sprachen. Demnächst sogar ganz ohne Musik. Kochmaus unplugged sozusagen.
Wie ich höre ist ein weiterer Roman (basierend auf Tatsachen) in Arbeit: The Dark Side of Kochmaus. Wir sind gespannt. Garantiertes Potential für einen Bestseller im Grusel-Genre. Mir graut schon jetzt.
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