Teneriffa - Ushuaia -Tag 10
von Peter Schäfer (Kommentare: 2)
„Weiß-blau“ ist eine von vielen Umschreibungen für einen malerisch bewölkten Himmel. Eine Metapher für schönes Wetter und einen perfekten Tag.
Als Kinder haben wir in Bilderbuchhimmeln ganze Luftschlösser und Wolkenkuckucksheime über uns hinwegdriften lassen. Was haben wir nicht alles gesehen. Aus einem Kaninchen wurde ein Gesicht mit Bart oder mit Hut oder mit Bart und Hut, das verformte sich zu einer Giraffe oder dem Eiffelturm und wurde anschließend zu einem Auto oder einem Pilz. Jedes Wolkenbild wurde nach kurzer Verweildauer schließlich unwiederbringlich vom Winde verweht und durch andere ersetzt, die der Luftstrom langsam aber sicher nachschob.
Die kurze Lebenszeit all dessen, was hoch über uns Gestalt annahm, war ein perfekter – analoger – Bausatz für Fantasien. Mit zunehmendem Alter machte die kindliche Vorstellungsfreude allerdings der Wissenschaft Platz. Statt Häschen oder Hüte, bekamen die Wolken lateinische Namen. Cumulus. Cirrus. Stratos. Die Wolken wurden klassifiziert. Es gibt sogar einen internationalen Wolken-Atlas.
Statt mir die Wolken von unten anzuschauen, bin ich in den zurückliegenden Jahrzehnten viel häufiger durch sie hindurchgeflogen. In kleinen und großen Flugzeugen, im freien Fall und am geöffneten Fallschirm.
Aus der unmittelbaren Nähe, im direkten Kontakt, lassen sie nur noch wenig Raum für Fantasien. Nebelig. Nass. Kalt. Es gibt keinen vernünftigen Grund für einen
längeren Aufenthalt in den Wolken. Ihre Schönheit erschließt sich nur aus der Distanz.
Auf dem Schiff nehme ich mir wieder die Zeit, den Wolken nachzuschauen. Doch mit der Kindheit sind auch die Bilder davongeflogen, die ich einst dort oben gesehen habe. Nun fesselt mich die unglaubliche Dimensionierung, die sich nur auf offener See bietet: frei von allen Hindernissen dehnt sich der Himmel ins Unendliche aus. Im Vergleich dazu kommt mir der Himmel aus Kindertagen so vor wie die Ansicht auf einer Postkarte.
Einzigartig und mit keinen alten Erinnerungen verknüpft ist das gebotene Farbspektrum. Mit „weiß-blau“ allein ist es da bei Weitem nicht getan.
Kommentare
Kommentar von Problemcousine |
Faszinierende Bilder . Alle vom selben Tag oder im Reiseverlauf gesichtet ? Apropos Nahrungskette vom Vortag : Ich bin der Meinung, Kochmäuse stehen definitiv am Ende. Nach dem Weltuntergang werden es Kochmäuse und Schmierkäse schaffen, eine neue Evolution zu starten. Die Folgen werden wir aber nicht mehr analysieren können. Gruß aus MV
Kommentar von Peter |
Lieber Jens, tatsächlich ist das Wetter oft an nur einem Tag sehr wechselhaft. Die Fotos wurden allerdings an verschiedenen Tagen gemacht.
Deine Einschätzung zum Weltuntergang teile ich und ergänze, dass Kochmäuse und Schmierkäse nicht nur die Überlebenden sein werden, sondern zuvor die Ursache gewesen sein werden.
Einen Kommentar schreiben