Teneriffa - Ushuaia -Tag 1
von Peter Schäfer (Kommentare: 2)
Der erste Morgen einer langen Reise. Eigentlich ist alles wie immer. Eigentlich. Bis auf den Umstand, dass ich nun als „Einzelreisender“ mitfahre. Single. Strohwitwer. Katzentischbewohner. Einer von diesen Menschen, bei denen man sich immer fragt, was ist falsch mit denen? Haben die keine Freunde? Keine Familie? Vor was fliehen die? Suchen sie Trost? Abwechslung? Abenteuer?
Jeder Reisende, ob einzeln oder in Gemeinschaft, hat seine eigenen, meist sehr persönliche Gründe. Niemand verirrt sich oder gelangt durch eine spontane Kurzschlussbuchung auf ein Schiff. Zumindest auf keines dieser Kategorie.
Ich bin Menschen begegnet, die haben in dieser Umgebung ihre Ruhe gesucht, sind vor dem Trubel an Land geflohen. Andere suchten die Gemeinschaft, freuten sich auf Gesellschaft, auf neue Bekanntschaften, weil sie zu Hause allein sind. Gut gebucht sind Reisen in der dunklen Jahreszeit. Meistens über die Feiertage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel, nach dem Motto „Labsal statt Trübsal“.
Für mich sind Seereisen – genauer gesagt: Seetage – Zeiten der inneren Einkehr. Ich muss mich um nichts kümmern und kann mich meinen Gedanken, meiner kreativen Arbeit und meinem Verständnis von Seelenpflege hingeben. Es ist eine Art Langzeitmeditation, die Körper und Geist in einen Zustand anhaltender Unaufgeregtheit versetzt.
Andere gehen für eine Auszeit und dem Wunsch nach innerer Einkehr in ein Kloster. Suchen dort die Stille. Hören in sich hinein. Mancher findet dabei zu seinem Gott.
Ich ziehe das Meer vor. Spiritualität ist nicht zwangsläufig an irgendeine Religion geknüpft.
Dabei bevorzuge ich die Kombination von Ozean und Schiff. Das beste Wassergrundstück und der schönste einsamste Strand haben eines nämlich nicht zu bieten – Momentum. Und das macht für mich den entscheidenden Unterschied: beim Meerblick von Land aus, fehlt die Komponente der Bewegung.
Dabei spielt es keine Rolle, ob das Schiff im Kreis fährt oder gerade aus. Den Unterschied nimmt man eh nicht wahr. Es ist vielmehr eine Frage des Bewusstseins. Es scheint, als stünde die Zeit um einen herum still – ohne dass sich ein Gefühl von Erstarrung breit machen würde. Denn wie in Zeitlupe durchpflügt das Schiff einen endlos scheinenden Raum, umrundet dabei im Schritttempo die Welt.
Die Kulisse, das große Bühnenbild bleibt währenddessen in seiner Substanz unverändert. Allein die farbliche Ausgestaltung ändert sich im Minutentakt. Wasser, Himmel, Wolken – in allen Schattierungen - so stellt sich die Welt an Bord eines Schiffs auf hoher See dar. Kein Hinterland. Kein Rückzugsgebiet. Kein vorne und kein hinten.
Es gibt einen Hafen, den Du verlässt. Und am Ende einen, in den du wieder einläufst. Was dazwischen geschieht, liegt nur zum Teil in Deiner Hand.
Wie im richtigen Leben.
Kommentare
Kommentar von Karin-Maria Kolb-Mensch |
Du sprichst mir aus der Seele. Ich war dabei. Kann alles bestätigen. Die Ruhe suchende fand nach Schicksalsschlag und längerer, ziemlich heftiger Krankheit, Gemeinschaft. War es nicht genau das, was ich brauchte? Am Ende der Reise war ich glücklich. Konnte meinen Mann wieder anstrahlen. Restsymptome sind geblieben. Hoffen auf Heilung. Die nächsten Reisen sind geplant.
Karin-Maria
Kommentar von Peter |
Liebe Karin, Dich und Dieter kennenzulernen war eins von vielen schönen Ereignissen während dieser Reise. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Liebe Grüße
Peter
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