Bei meinem allerersten Aufenthalt 1984 war Brisbane als drittgrösste Stadt Australiens die Zieldestination. Immer wieder kommt mir das in Gedächtnis, wenn ich hier anlande. Der erste Besuch auf diesem Kontinent im zarten Alter von 26 Jahren war ein bewegendes und unvergessliches Erlebnis. Es ist seitdem nicht nur eine bloße Erinnerung. Manchmal denke ich, dass ich ohne diese „frühe“ Erfahrung einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Jedenfalls trage ich bis heute - nach 35 Jahren! - noch immer die kleine Geldbörse mit mir herum, die ich damals als Andenken von hier mitgenommen hatte.

Auf das braune Portemonnaie waren einst die Umrisse Australiens in gelber Farbe gedruckt. Bis heute hat sich nicht nur das Gelb aufgelöst. Das Teil verliert langsam jegliche Struktur. Vielleicht hängt der Besitzer deswegen so an ihm. Denn nicht nur der Geldbeutel hat seinen Lack eingebüsst. Was beide verbindet sind unteilbare Erinnerungen.

Die größte Gefahr für das Portemonnaie geht aber nicht von seine altersbedingten Auflösungserscheinungen aus. Die größte Bedrohung stellt die Ehegattin des Chronisten dar. Jedesmal, wenn der Gemahl das historische Textil für Zahlungsvorgänge zückt, schüttelt sie sich leicht angeekelt und ohne tieferes Verständnis für die Alterssentimentalitäten ihres Gatten. Bedrohliche Vorboten für nicht mit dem Ehemann abgesprochene Massnahmen in Richtung Entsorgung.

Virgin, wohl temperiert

Der Flug nach Brisbane dauert 2 Stunden. Winter wird diesmal nicht ausgerufen. Bevor die ausgebuchte Boing 737-800 nach Norden dreht, präsentiert sie uns noch einmal einen schönen Blick auf die Küste Südaustraliens. Weit am Horizont sehen wir schemenhaft Kangaroo Island. Wir verdrücken eine Träne und klammern uns aneinander. Diesmal nicht vor Kälte.

Mit der anderen Hand greife ich nach meinem Portemonnaie. Es ist noch immer da.