Nordwärts
von Peter Schäfer (Kommentare: 0)
Vier Tage lang im Auto. Über 4.000 Kilometer von Las Vegas nach Long Island/New York. Das war eine besondere Herausforderung und zugleich ein perfektes Training und Vorbereitung auf den nächsten langen Roadtrip.
Mit dem Jetlag von New York im Nacken und nur einer Nacht im eigenen Bett steht eine doppelt so lange Reise bevor, diesmal allerdings mit einem Zeitfenster von gut zweieinhalb Wochen. In Berlin startend führt die Reise entlang der norwegischen Atlantikküste. Und mehr. Über das Nordkap hinweg soll es gehen, bis zur russischen Grenze und von dort zurück nach Hause. In einem Rutsch durch Finnland, Schweden und Dänemark. Und das alles in unserem kleinen Suzuki Ignis - eigentlich das perfekte Stadtauto und definitiv kein Wohnmobil.

Mit an Bord ist Martin Arriens. Er lebt in Glückstadt nordwestlich von Hamburg. Wir lernten uns Anfang der 1980er Jahre im Fallschirmsportclub Hamburg e.V. kennen. Wenige Jahre später sprangen wir gemeinsam im Team der deutschen Nationalmannschaft.
Nach der Weltmeisterschaft 1986 in Australien reisten wir gemeinsam von Brisbane nach Norden bis oberhalb von Cooktown. In Cairns machten wir gemeinsam unseren Tauchschein, im dafür besten Gewässer der Welt, dem Great Barrier Reef. Damals wie heute kommen wir prima zurecht. Da jeder von uns vielfache Aufenthalte und langjährige Erfahrungen mit Norwegen verbindet und wir beide von dem Land fasziniert sind, brauchte es keine lange Überredungskunst, um Martin als Mitreisenden zu gewinnen.
Wir treffen uns in Bad Oldesloe bei Lübeck und erreichen sechs Stunden später Hirtshals, hoch im Norden von Dänemark. Eine Übernachtung und dreieinhalb Stunden Fahrt mit der Fähre, dann rollen wir in Kristiansand auf Wikingerland.
Norwegen ist kein Land für Warmduscher. Lange Winter, kurze Sommer, Berge, Küstenlinien, Flüsse und Fjorde machen gerade Verbindungslinien hier zu absoluten Ausnahmen. Große Landstriche sind zerklüftet und eigentlich unwegbar. Wir sind kaum von der Fähre runter, da erleben wir, was die fünf Millionen Einwohner sich leisten, um einen barrierefreien Verkehr in ihrem Land so gut wie möglich zu garantieren.
Wenn nicht anders möglich – und das ist häufig der Fall - führen Tunnel durch Berge und unter Fjorden entlang, Brücken spannen sich über kleinste Schluchten, tiefe Täler und jeder Art von Gewässern. Selbst in den entlegensten Winkeln des Landes. Und überall dort, wo partout kein Rad mehr rollen kann, funktioniert ein Fährbetrieb, der auch noch die kleinsten Inseln zuverlässig anbindet.
Wir erreichen am späten Nachmittag Stavanger. Vor genau einem Jahr waren wir zur selben Zeit hier mit den Hurtigruten, von Hamburg kommend. Totales deja vu. Der Himmel strahlt stahlblau. Die Stadt in fröhlich-kultiger Sommerstimmung. Die Plätze vor den Kneipen und Restaurants sind rappelvoll. Um 20.00 Uhr ist es noch taghell. Dabei sind wir noch über 2000 Kilometer von der Mitternachtssonne entfernt.
Wir sind reiseerfahren und Norwegen erprobt genug, um zu wissen, dass das Postkartenwetter nicht anhalten wird. Ein Blick auf die nächste Etappe: Ålesund. 630 km entfernt. Google Maps errechnet uns 12 Stunden Fahrzeit. Mal sehen, wie weit wir kommen.
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