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Nikolaus gemaust

von (Kommentare: 2)

Liebe Adventianer und Adventianerinnen,

ich weiß, Ihr feiert heute den Tag, den Ihr als „Nikolaus“ bezeichnet. Und auch dabei glaubt Ihr wieder mal, das sei was, das Ihr erfunden habt. So ein Menschending, eine überlieferte Tradition.

Aber wisst Ihr eigentlich, wer den „Sachen-in-Schuhe-stecken“-Brauch wirklich erfunden hat und wo er herkommt?

Und lasst mich jetzt bloß mit dem ollen Nikolaus von Myra in Frieden. Diesen alttürkischen Bartträger kaufen Euch nicht mal mehr Eure eigenen Kinder ab. Zu Recht, denn Euer Nikolaus ist nichts als ein Plagiat. Höflich formuliert. Ich könnte jetzt genauso gut das hässliche Wort „klauen“ benutzen. Denn genau darum geht’s. Euer Nikolaus ist gemaust. Aber hochgradig!

Und jetzt erzähle ich Euch mal, warum. Hier kommt exklusiv die wahre Wahrheit über Euren feinen Nikolaus-Brauch. Und der hat seinen Ursprung in einer anderen, viel besseren Welt.

Vor langer Zeit gab es in Mausepotanien eine geschäftstüchtige Kaufmaus mit Namen Nikomaus. Anfangs arbeitet sie noch als Zustellerin bei der Mäusepost. Irgendwann war sie es leid und machte sich selbständig, mit einem eigenen Start Up: Käsebringdienst. Das lief so super, dass sie bald das Angebot erweiterte und außer Käse auch Getränke und Backwaren anbot. Bald schon kamen Teller und Besteck dazu und irgendwann ganze Kücheneinrichtungen.

Und immer, wenn jemand bei Nikomaus anrief und fragte „Habt ihr schon dieses oder jenes im Angebot?“, da antwortete Nikomaus „Hamaschon“. Egal, ob es stimmte oder nicht. Nikomaus besorgte einfach alles und lieferte wie gewünscht direkt bis ins Haus.

Es dauerte nicht lang und das Geschäft ging durch die Decke. Keiner kaufte mehr im Laden. Nur noch bei „Hamaschon“. So hatte Nikomaus ihren Lieferservice inzwischen offiziell genannt und als Warenzeichen eintragen lassen.

Doch irgendwann wurde Nikomaus vom eigenen Erfolg fast erschlagen. Immer mehr bestellten immer mehr Blödsinn. Nur weil es ging und weil Hamaschon es in die Wohnung lieferte. Am schlimmsten aber war es zum Jahresende, wenn es mit ADVENT auf Glühweinnachten zuging und die Einwohner von Mausepotamien bestellten, als gäbe es kein Morgen.

Irgendwann war Nikomaus voll am Anschlag. Quasi Burn Out! Und das kam so. Die Leute bestellten zwar wie verrückt, aber sie scherten sich nicht mehr darum, ob jemand zu Hause war, wenn Nikomaus mit dem Zeug vor der Tür stand und es loswerden wollte. Immer öfter stand sie vor verschlossenen Türen. Immer häufiger musste sie bei Nachbarn fragen, ob sie vielleicht die Bestellung annehmen würden. Vor allem wenn Einbauküchen oder Sofa-Landschaften geliefert wurden, war das nicht immer einfach.

Und dann hatte sie die Nase so gestrichen voll, dass sie verkündete: „Ab sofort wird nur noch beliefert, bei wem ich das Zeug vor der Tür abstellen kann.“ Das verkaufte sie den Leuten als Extra-Service für Extra-Geld und nannte es Hamaschon-Prima. Alle anderen, die keine Hamaschon-Prima-Kunden werden wollten, mussten warten, bis Nikomaus wieder Kapazitäten frei hatte. Und das konnte dauern.

Damit Nikomaus erkennen konnte, wer Hamaschon-Prima-Kunde war, sollten die als Erkennungszeichen einen Schuh vor die Haustür stellen. Das flutschte von Anfang an auch ziemlich gut. Und damit Nikomaus ja nicht übersehen konnte, wo ein Hamaschon-Prima-Kunde wohnte, stellten sie die größten Stiefel vor die Tür, die sie finden konnten.

Nun ergab es sich aber, dass die Ärmsten der Armen sahen, dass überall, wo ein Schuh oder ein Stiefel vor der Tür stand, Sachen abgestellt wurden. Und sie begannen ebenfalls Schuhe vor die Tür zu stellen. Wer so arm war, dass es nicht mal für Schuhe reichte, der hängte einen Strumpf raus oder gerne auch eine Strumpfhose.

Als Nikomaus das sah, drehte sie fast am Rad. Was soll denn jetzt der Scheiss?, ärgerte sie sich. Müssen die Leute in ihrer Gier immer alles kaputt machen. Aber dann fiel ihr ein, dass noch lange nicht alle Mäuse in Mausepotanien Kunden von Hamaschon waren. Sie hätten zwar auch alle gerne was bestellt, aber sie verfügten einfach nicht über die nötigen Zahlungsmittel. Sie konnten es sich schlichtweg nicht leisten. Und während die einen den Hals nie voll bekamen und bestellten, was nur ging, waren da jede Menge andere, die nicht mal ein Telefon hatten, mit dem sie nichts hätten bestellen können.

„Ach was soll der Geiz!“ rief Nikomaus da. „Am besten mache ich eine Win-Win Situation aus der ganzen Sache. Bevor ich den ganzen alten Schrott, der reklamiert oder zurückgeschickt wird, teuer entsorge, stelle ich es einfach den Leuten vor die Tür, die einen Schuh rausstellen. Egal, ob sie Kunde sind oder nicht. Und so lange es nichts kostet, freuen sie sich sowieso über jeden Rempel.“

Weil aber niemand dahinterkommen sollte, dass es sich dabei um eine riesige Hamaschon-Sperrmüll-Entsorgungsmaßnahme handelte, tarnte sie sich mit einer roten Mütze und angeklebtem Bart. So wollte sie unerkannt den ganzen Schrott in Schuhe und Strümpfe stopfen, die in Mausopotanien vor die Tür gestellt wurden.

Allerdings wurde sie gleich in der ersten Nacht enttarnt. Nach getaner Arbeit wollte sie eigentlich nur noch rasch in einer Schenke einen Absacker zischen. Dabei trat ihr eine betrunkene Kochmaus so blöd auf den Bart, dass dieser abriss. Nun konnte jeder sehen, wer der heimliche Gönner unter der merkwürdigen Verkleidung war.

Rasch verbreitete sich die Nachricht im ganzen Land. Außerdem machte die Runde, dass Nikomaus alle Gaben von ihrem eigenen Vermögen bezahlt habe. Und alle, die bis dahin neidisch auf ihren unternehmerischen Erfolg geblickt hatten, lobten sie fortan wegen ihrer sozialen Wärme und Mitmäuslichkeit.

Bald darauf wurde Nikomaus zur Regierungschefin von Mausepotanien ernannt und der Nikomaustag wurde zu einem festen Feiertag im ADVENT-Kalender.


So, Ihr Lieben, jetzt wisst Ihr endlich, woher Ihr Euren Mummenschanz mit roter Mütze und Bart herhabt. Unklar ist nur, wer aus Mausepotanien diesen Brauch an die Menschen verkauft verraten hat. Es gibt da Spekulationen, an denen möchte ich mich aber nicht beteiligen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein schönes Niko(m)laus-Fest.

Es grüßte mit einem herzlichen „Rucke di guh - Gedöns ist im Schuh“


Eure Kochmaus

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Kommentare

Kommentar von Nünü |

Wie urig und zugleich doch hochmodern! Ich bin mir sicher, dass Nikomaus das erste Start up ÜBERHAUPT hatte. Er hätte mit der zu verteilenden "Möhle" in der Höhle der Löwen sicher Erfolg gehabt. Und ich vermute ganz stark, dass es das Format lang vor unserer Zeit in der Mausheit gab.
Eine schönen 2.Advent an Kochmaus und das RotundGrau-Team

Anmerkung: Immer diese schwierigen Kopfrechenaufgaben vorm Kommentieren :op

Kommentar von Die Kleene |

Habe den Nikolaus heute persönlich gesehen. Er fuhr in einem Twingo an mir vorbei, als ich fleißig im Garten geackert habe. Er rief mir fröhlich zu : "Wir sehen uns am 24" Wie bringe ich das bloß Andreas bei?

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