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Leaving Las Vegas

von (Kommentare: 1)

Von Berlin bis zum Nordkap, etwa 3.000 Kilometer, so lang war die Strecke, die wir in den vergangenen zwei Wochen allein nur mit dem Auto zurückgelegt haben. Schon lange nicht mehr habe ich so viel in so kurzer Zeit zu sehen bekommen. Die Eindrücke werden einige Zeit brauchen, um sortiert und verarbeitet zu werden. Es fühlt sich gut an, wieder frei zu sein. Sich bewegen zu können. Eine Wahl zu haben. Erschreckend ist eher, dass mir die letzten zweieinhalb Jahre auf einmal gar nicht so lang vorkommen. Bei der Ankunft war es so, als sei ich zwei Monate lang nicht hier gewesen.

Und das ist das trügerische und damit gefährliche. Egal wie schnell oder langsam die Zeit zu vergehen scheint, sie ist auf immer und ewig verstrichen. Nicht wiederholbar. „Was Du nicht gemacht hast, hast Du nicht gemacht“, eine Erkenntnis, die auf sechs gelebten Jahrzehnten ruht.

 

Das letzte Bild von zu Hause, das der Graue in seiner Erinnerung mit auf die weite Reise nahm, war bestimmt von den verweinten Augen seiner Gemahlin. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, dass es sich dabei um Freudentränen handelte.

Das Flugzeug nach Amerika, in dem der Graue vom Trennungsschmerz gebeutelt sass, war noch nicht vom Boden abgehoben, da verwandelte die Rote Berlin in die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Show, Tanz und Gesang, ergänzt durch stimmungsfördernde Getränke zogen in ihren entgrauten Alltag ein. Überdies rückte Freundin Conni aus Torgau als Verstärkung an.

Als den Grauen die Bilder aus dem heimatlichen Sündenbabel erreichen, weiß er, dass es höchste Zeit ist heimzukehren und wieder für Ordnung zu sorgen.

Im fernen Amerika ist die Stimmung am letzten Abend bestimmt von der Genugtuung über Mikes erfolgreich abgeschlossenes Abenteuer und der Ungewissheit, wann wir wieder hier in Vegas oder anderswo in den USA zusammenkommen werden. Dass es nach dem letzten Mal fast 30 Monate dauern würde, hatte kein Mensch ahnen können.

So sind wir erstmal dankbar für das, was wir erleben durften. Nur Kochmaus zögert, als wir den Flughafen erreichen. In Las Vegas könnte sie sein, wer sie ist und werden, was in ihr steckt. Als erste Koch-Show-Maus der Welt. „Was haben die anderen, was ich nicht habe?“ fragt sie sich und will meine ehrliche Antwort darauf gar nicht hören. Sie ist überzeugt, dass sie es mit ihren Beinen überall schaffen kann. Die Tränen in ihren Augen, als wir vom McCarran Airport abheben, sind jedenfalls keine Freudentränen.

Der Zwischenstopp in Los Angels zum Umstieg in die Maschine nach Deutschland sorgt nicht nur bei Kochmaus für einige Verwirrung. Während unserer langen Abwesenheit hat sich in den USA etwas weiterentwickelt, was ganz sicher und mit voller Wucht auch bei uns einschlagen wird. Als Kochmaus schnell nochmal die Toiletten aufsuchen will, pullert sie sich fast in die Schürze. Es dauert nämlich eine kleine Ewigkeit, bis sie endlich „ihr“ Klo gefunden hat. Als wir Los Angeles hinter uns lassen, ist sie ungewöhnlich still. Unbegrenzte Auswahl und Möglichkeiten können manchmal sehr verwirrend sein.

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Kommentare

Kommentar von Cornelia König |

Lieber Peter,
vielen Dank für deinen schönen Beitrag zu euren Freizeitvergnügungen. Sehr gern habe ich die Tränen deiner Gattin von Schmerztränen in Freudentränen verwandelt.;-) Dafür ist ja schließlich eine Freundin da!
Wir hatten echt viel Spaß und tolle Kulturerlebnisse.
Aber wie ich höre und sehe hast Du dich mit Deinem Freund auch nicht gerade gelangweilt.
Nun willkommen im Alltag, aber immerhin ist dieser gerade nicht grau, sonder sonnenhell.

Liebe Grüße
eure Torgauerin

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