Großer Grenzverkehr
von Peter Schäfer (Kommentare: 0)
Peru und Kolumbien liegen sich direkt gegenüber. Und wir fahren von der Seite her auf beide Länder zu. Unsere Stunden in Brasilien sind gezählt. Wir werden das Land verlassen, das wir 14 Tage lang von seiner wildesten Seite kennenlernen durften und reisen in Kolumbien ein.
Die Ansiedlung am Ufer, die am frühen Morgen für uns als eine Ortschaft erkennbar ist, durchzieht eine Landesgrenze. Diesseitig, in Tabatinga, spricht man noch portugiesisch, jenseitig - in Leticia, bereits spanisch. Ebenso wie auf der gegenüberliegenden Flussseite. Dort befindet sich Santa Rosa. Das gehört zu Peru.
Ein kleiner Flughafen kommt ins Blickfeld, eine Zuwegung aus Asphalt wird bis an den Rand des Amazonas gebaut, und auffällig viele Fahrzeuge und Uniformen von Militär und Polizei säumen das brasilianische Ufer.
Die dort vertäuten Schiffe haben inzwischen andere Ausmaße als die vielen kleinen Motorboote, die uns in den letzten fünf Tagen auf überwiegend begegnet sind. Später fliegt ein Düsenjet über unsere Köpfe und den Amazonas hinweg. Der erste seit langer Zeit. Er ist etwas weiter entfernt landeinwärts gestartet.
Nach erfolgter Passkontrolle und Ausreise aus Brasilien ruckelt das Schiff 400 Meter auf dem Amazonas weiter, mit der einen Hälfte in Kolumbien, der anderen in Peru - und setzt erneut den Anker. Drei Länder. Drei Grenzkontrollen. Drei Währungen. Von Vereinigten Staaten von Südamerika ist hier nichts zu sehen.
Der heutige Tagesausflug wird unser erster Besuch in Kolumbien sein. Per Zodiacs werden wir an Land befördert.
Dort werden wir von martialischen bewaffneten Dschungelkämpfern in Uniform empfangen. Kochmaus steht Todesängste aus, als sie wegen weißen Pulvers an ihrer Kochschürze in Gewahrsam genommen wird. Es stellt sich heraus, dass es nur Puderzucker war. Sie hatte sich kurz zuvor noch durch die süßen Teilchen am Buffet gefräst.
Einige Herren unserer Reisegruppe möchten ebenfalls unverzüglich von der zuständigen Frau im Tarnfleckanzug in Untersuchungshaft genommen werden. Sie entwaffnet die absichtlich schuldig dreinschauenden Gringos mit einem bezaubernden Lächeln und schickt sie zur Strafe ihren eigenen Gemahlinnen hinterher zum Zwangsshopping.
Wir finden eine Stadt vor, die angesichts ihrer geografischen und klimatischen Lage eine relativ gut ausgebaute Infrastruktur aufweist: befestigte Straßen, Häuser aus Stein, Autos und Motorräder im Stadtbild und sogar ein Müllfahrzeug, dass sich trotz eines titanischen Platzregens nicht von seiner Arbeit abbringen lässt.
Die Rote ist glückselig, als sie ein neues Kopftuch in kolumbianischen Landesfarben erwirbt. Jetzt fehlt für diese Reise nur noch eins von Peru. Und da fahren wir morgen hin. Mit beiden Seiten des Schiffs.
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