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Flut. Futtern. Fun.

von (Kommentare: 6)

Wo das Abenteuer zu Hause ist

Wir sind hier eigentlich nicht auf der Suche nach Nervenkitzel. Doch unser Abenteuer beginnt bereits am Flughafen. Beim Mietwagenverleih. Wir holen unser Auto für die nächsten 4 Wochen ab. Bisher hatten wir Glück. Wir bekamen ohne Ausnahme größere, bequemere Fahrzeuge als bestellt und bezahlt. Eine wirklich schöne Sache für die Strecken, die wir in Australien zurücklegen mussten. Diese Glückssträhne endet in Queenstown. Bei „Hitch Car Rentals“. Noch nie von dieser Firma gehört? Dann sind wir schon zu zweit.

Wir bekommen ein Fahrzeug wie bestellt - und die Auflösung zu dem ungelösten Rätsel, warum dieser Anbieter unschlagbar preiswert war. Ich meine - UNschlagbar billig. Der nächstgünstige Anbieter wollte den dreifachen Betrag für dieselbe Leistung.

Das Auto ist im Prinzip komplett. Es hat Räder, ein Lenkrad, Sitze - vorne und hinten - , ein paar Kratzer und eine Beule. Es ist vollgetankt und fährt. Soweit - so okay. Gar nicht okay ist ein merkwürdiger Geruch, der sich beim Öffnen der Türen aus dem Fahrzeuginnenraum nach draussen in die bis dahin frische Luft verströmt. Da ist eine sehr auffällige Note an scharfen Reinigungs - nein - Desinfektionsmitteln, die im Abgang einen sehr eigenwillige Irritationen in den Nasenhöhlen und auf der Zunge hinterlassen.
Ich tippe auf Tier. Es riecht, als hätte in den letzten sechs Monaten ein Hund in diesem Auto gewohnt. Ein nasser Hund. Die tiefen - nicht mehr wegzureinigenden - Flecken auf dem Fahrersitz sehen aus, als wäre der Wagen jahrelang ausschliesslich von Fahrern mit ernsthaften Inkontinenzproblemen gesteuert worden.

Umtauschen geht nicht. Es standen genau so viele Fahrzeuge auf dem Parkplatz, wie heute vermietet wurden. Unseres ist das letzte. Das neuseeländische Wappentier kommt mir in den Sinn. Fahr Vogel - oder lauf. Wir fahren. Vielleicht spült ja die grosse Flut, die hier alle erwarten, das Auto fort. Versichert sind wir ja. Wir befürchten allerdings, dass selbst das Wasser einen großen Bogen um unser Gefährt machen wird.

1993 war ich zum ersten Mal in Neuseeland und auch in Queenstown. Für eine deutschen TV Produktion durfte ich vor der Kamera alle möglichen Outdoor-Aktivitäten ausprobieren und den unerschrockenen Hero mimen. Ich war jung und brauchte das Geld. Das gab es dann leider doch nicht. Stattdessen eine kostenlose Reise mit Abenteuerprogramm und 15 Minuten Ruhm. Damals haben wir echt nichts ausgelassen.

25 Jahre später hat sich an der Outdoor-Kirmes in und um Queenstown nichts geändert. Im Gegenteil. Neue Herausforderungen werden angeboten, für alte Ideen gibt es nun mehrere Anbieter.

Die Frau an meiner Seite könnte aus dem Vollen schöpfen. Aber sie will weder in Schluchten springen, noch aus ihnen herausklettern. Nicht aus den Wolken fallen oder durch Höhlen kriechen. Sich weder in einem Speed-Boot zum erbrechen kreiseln lassen noch auf einem Jet-Ski nasse Füsse bekommen. Stattdessen schöpft sie aus den Möglichkeiten, die der Ort an Indoor-Aktivitäten bietet: lange Touren durch Geschäfte aller Art mit anschließendem Hochleistungsverzehr in einer exquisiten Chocolaterie.

Queenstown bietet auch Menschen mit normalem Bewegungsdrang mehr als genug Möglichkeiten, die Zeit kurzweilig zu gestalten. In der kleinen kompakten Innenstadt gibt es zahlreiche gute und abwechslungsreiche Restaurants für jedes Budget.

 

Alles hat seine Zeit

Wir geniessen die schöne Natur und die frische Luft altersgerecht mit einer zweistündigen Fahrt auf dem 80 Kilometer langen Lake Wakatipu. Auf dem Boot sind wir fast alleine. Die Saison läuft erst langsam an. Vor 25 Jahren hätte ich diese Art der Freizeitgestaltung keinen Gedanken gewidmet. Das war was für Scheintote. Sind wir scheintot?

Ich sehe, wie sich die kleine rote Frau erholt und entspannt lächelt. Ich halte die Nase in den Wind und lasse meinen grauen Skalp im Fahrtwind wehen. Es braucht nicht viel, um sich gut und lebendig zu fühlen.

 

Pflanzen sind die neuen Tiere

Was das Wildlife betrifft, ist Neuseeland ein anderes Spielfeld. Grün und Blau sind hier die vorherrschenden Farben. Irland kommt einem in den Sinn und auch Skandinavien. Obwohl nur einen Katzensprung von Australien entfernt, sind hier Flora und Fauna völlig neu gemischt. Was man hier an Tieren vor die Kamera bekommen kann, ist im Vergleich zu Australien aus fotografischer Sicht nicht ganz so aufregend. Dafür verdient die Pflanzenwelt einen genaueren Blick.

Die meisten Gewächse buhlen nicht mit angeberischen oder lauten Farben um Aufmerksamkeit. Alles ist dezenter. Die Farbvielfalt und ihre filigrane Ausgewogenheit erschliessen sich in ihrer ganzen Bandbreite erst, wenn man sich nähert. Dann schmeicheln sich Stilleben, wie zarte Aquarelle und Pastellzeichnungen auf die Netzhaut des Betrachters.

Und der Fotograf freut sich, dass Pflanzen, im Gegensatz zu Tieren, nicht davonlaufen.

 

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Kommentare

Kommentar von Marion |

Irgendwie scheint dem Grauen der Verlust von Kochmaus nicht bekommen zu sein (wie konntet ihr nur ohne sie weiterfliegen!!!). Oder seh nur ich die Texte doppelt? Aber die Fotos sind wieder toll!
Liebe Grüße von Marion

Kommentar von Martina |

Ja, bin auch verwirrt ob der Dopplungen. Aber Quentown: wunderbar: Rafting, canjoping und Günter hüpft von der berühmten Brücke. Wunderbare Erunnerungen, die dank euch wieder sehr präsent sind. Alles Liebe. Und befreit Kochmaus!!!

Kommentar von Peter |

Kleiner technischer Fehler. Der Chronist ist vor Erschöpfung um 2 Uhr Nachts (Ortszeit) auf dem Sofa zusammengesunken und hat ein paar falsche Knöpfe gedrückt.

Leider kann ich die Schuld nicht mehr auf Kochmaus schieben, da die ja nun alleine "reist".

Kommentar von Simone |

Wir sind mit den Behörden bezüglich Kochmaus in ständiger Verbindung.
Kochmaus selbst lässt grüßen und freut sich über die drei warmen Mahlzeiten pro Tag. Die Handschellen wären allerdings etwas störend. Über Kuchenspenden (Feile) würde sie sich freuen.

Mausel ist unterdessen unermüdlich damit beschäftigt, die Freilassung von Kochmaus zu erwirken. Free Kochmaus!

Kommentar von Ines |

Hallo Simone und Peter, ja, es war eine erfrischende Begnung mit euch am Bluff - der Austausch spannende und interessant! So wie eure großartige Reiseseite, mit der wir euch gerne weiter "hinterherreisen" werden. Wunderbare Eindrücke und Erlebnisse für die weitere Weltumrundung! Beste Grüße, Ines & Jürgen

Kommentar von Peter |

Liebe Ines, lieber Jürgen,
auch für uns war es eine überraschende und schöne Begegnung. Simone hat seitdem ihre Reiseliteratur zur Seite gelegt und studiert jetzt Eure Webseite und Eure Reiseerlebnisse. "Krieg und Frieden" ist ja nichts dagegen ;-)
Wir bleiben auf jeden Fall dran.
Ganz herzliche Grüße von uns beiden.

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