Fischköppe
von Peter Schäfer (Kommentare: 0)
Unser kleiner Norwegenausflug erfolgt ohne strengen Zeit- und Ablaufplan. In Narvik stellen wir fest, dass wir bislang gut vorankommen sind. Wenn es so weitergeht, sind wir eine Woche früher zurück als prognostiziert. Aber was wollen wir zu Hause? Da kommen wir ja her.
Wir spendieren uns einen zusätzlichen 2-Tagestrip auf die Lofoten. Von dieser Inselgruppe stammen die ikonischsten Bilder Norwegens. Mystisch anmutende Landschaften, die bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit wirken, als seien sie der Fantasie eines Märchenerzählers entsprungen.
Unterwegs wechselt der Himmel seine Fassade im Viertelstundentakt. Und immer passt es geradezu malerisch zum dem, was unter ihm liegt. Wir begegnen unserem ersten Elch, entdecken einen karibikähnlichen Sandstrand vor schneebedeckten Bergen und staunen immer wieder über versprengte Radreisende, die von sonstwo herkommen und sich abstrampeln.
Auf halber Strecke bei der Ortschaft Borg machen wir einen Bildungsstop. Wir besuchen das Wikingermuseum. In den 1980er Jahren wurde hier eine Siedlung ausgegraben, die vom 2. Jahrhundert n.Chr. bis zur großen Pestwelle im 15. Jahrhundert bestand. 1800 Menschen sollen dort gelebt haben. Wir sind erstaunt über die Ausmaße des Nachbaus des großen Versammlungshauses, in dem außer Menschen auch noch das Vieh untergebracht war. Hier gibt es mehr zu sehen, als unsere Zeit erlaubt. Es reicht grade noch für einen Kaffee, Stück Kuchen und ein cooles Wikinger-T-Shirt, dann müssen wir auch schon weiter.
Ihre weltweite Berühmtheit verdanken die Lofoten dem Stockfisch. Bereits die Wikinger machten den zuvor als Dorsch und Kabeljau gefangenen Fisch zu einem haltbaren Lebensmittel. Dazu ließen sie ihn in der arktischen Luft trocknen und fermentieren. Dieser so hergestellte Reiseproviant ermöglichte den Nordmännern nicht nur ihre ausgedehnten Ausflüge. Sie trieben damit auch Handel.
Norwegens enormer Fischreichtum begründete bereits im Mittelalter die Macht der Wikinger. Sie eroberten die Welt also nicht mit dem Schwert, sondern mit dem Stockfisch in der Hand. Über Jahrhunderte blieb Fisch der erfolgreichste Exportartikel des Landes. Noch heute steht er auf Platz zwei hinter dem Erdöl. Über Portugal gelangte er sogar bis nach Brasilien. Nigeria ist ein Hauptabnehmer für die Fischköpfe, die dort in einem Nationalgericht verarbeitet werden.
Keine 300 Einwohner finden sich im Ort Reine, unserem Umkehrpunkt auf den Lofoten. Noch hat die Saison nicht begonnen, doch der Ort ist bereits gut besucht. Im Winter verirren sich Millionen von Fischen in die Gegend, im Sommer Abertausende von Touristen. Beides wandeln die Einheimischen in bare Münze um. Eines der wenigen Restaurants, in dem wir – jawoll – Fish and Chips verspeisen, ist brechend voll. Der Service ist schnell und routiniert. Ein weiteres Indiz für die Beliebtheit dieser bizzar-schönen Destination.
Nach einer weiteren taghellen Nacht rollen wir in einem Rutsch zurück nach Harstad. Die eher gesichtslose Hafenstadt wird nach einer weiteren Übernachtung unser Sprungbrett nach Tromsö sein.
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