Zur Übersicht

Die Kunst des guten Lebens

von (Kommentare: 1)

Die Kunst des guten Lebens

52 überraschende Wege zum Glück

Zugegeben, Titel und Untertitel des Buches versprechen eigentlich nichts, was zahllose andere vor und nach ihm nicht auch schon thematisiert hätten.

Wer nun einen Haufen Kalenderweisheiten erwartet, die sich prima in den eigenen Profilen verschiedener digitaler Mitteilungsplattformen verwursten lassen, den wird dieses Buch enttäuschen. Bereits zu Anfang stellt der Autor klar, dass sich seit über 2000 Jahren die Menschen von einer Generation zur nächsten immer wieder die gleichen Fragen stellen: Wie sollen sie leben? Was macht ein gutes Leben aus? Welche Rolle spielt das Schicksal? Und natürlich das Geld!

Über all die vielen Jahrhunderte seien die Antworten auf die elementaren Fragen immer enttäuschend gewesen. Aus dem einfachen Grund, weil der Mensch immer nach dem einen Prinzip sucht, nach dem einen Grundsatz, nach der einen Regel. „Doch diesen Heiligen Gral des guten Lebens gibt es nicht“, schickt Dobelli seinen eigenen Gedanken voraus.

Und somit ist klar, dass er in diesem Buch nicht den Stein der Weisen präsentieren wird. Stattdessen bietet er eine „Sammlung an Denkmodellen und Haltungen“, die er mit einem Werkzeugkasten vergleicht. „Mentale Werkzeuge sind wichtiger als Faktenwissen“, postuliert der Autor, wenn wir in einer Welt zurechtkommen wollen, die keiner von uns mehr durchschaut. Dazu bedient er sich aus einem Fundus von teilweise vergessenen Denkmodellen aus der klassischen Antike sowie aus den neuesten Erkenntnissen psychologischer Forschungen. Als „klassische Lebensphilosophie für das 21. Jahrhundert“ möchte er sein Buch verstanden wissen.

Aber keine Angst. Das Buch ist weit davon entfernt, ein wissenschaftliches Fachbuch zu sein, das seine Leser und Leserinnen bereits nach einer Seite in den Tiefschlaf befördert. Im Gegenteil. Es regt auf sehr angenehme Weise an. In den folgenden 52 Kapiteln werden auf jeweils 4 bis 5 Seiten verschiedene Aspekte durchdacht, die uns als Mensch ausmachen, die auf uns einwirken bzw. von denen wir uns vereinnahmen lassen.

Hier ein paar Kostproben aus dem Inhaltsverzeichnis:

Mentale Buchhaltung - Wie Sie aus einem Verlust einen Gewinn machen

Der kleine Sinn des Lebens - Welche Ziele Sie erreichen können und welche nicht

Der Punkt des maximalen Grübelns - Das Nachdenken verhält sich zum Tun wie ein Taschenlämpchen zu einem Scheinwerfer

Antiproduktivität - Warum Zeitsparer oft Zeiträuber sind

Die Beispiele und Situationen, die jedes Kapitel aufgreift, sind aus dem Leben - und uns allen bekannt, vertraut oder gefürchtet. Was Dobelli dazu anzumerken hat und welche Ratschläge er anbietet, geschieht mit Witz und Wissen, vor allem aber mit einer schlüssigen Logik.

Auf die muss man sich allerdings einlassen und sich mit ihr auseinandersetzen, gerade dort, wo man anderer Ansicht ist als der Autor. Wo man dazu neigt, intuitiv, reflexartig und emotional zu reagieren, lohnt es sich, den eigenen Widerstand mit besseren Argumenten zu untermauern. Dabei erkennt man gelegentlich auch, wie sehr man selbst Sklave eigener Gewohnheiten und Weltbilder geworden ist, die man lange nicht mehr (wenn überhaupt jemals) hinterfragt hat.

Das Beste, wie bei jedem guten Buch: man kann es immer wieder zur Hand nehmen. Egal, ob man es noch einmal von Anfang bis Ende durchliest oder nur ausgewählte Kapitel, um erneut Anregungen zu finden oder aufzufrischen.

„Man kann nicht genau sagen, was das gute Leben ist, man kann nur mit Sicherheit sagen, was es nicht ist.“, resümiert der Autor am Ende der 52 überraschenden Wege zum Glück. Wenn man sich darüber klar wird und in der Lage ist, daraus die nötigen Schlüsse für sich selbst zu ziehen und entsprechend zu handeln, kann man dem eigenen Glück aber ganz bestimmt ein wenig näherkommen, als das noch vor der Lektüre des Buches der Fall war.

 

"Die Kunst des guten Lebens“. Autor: Rolf Dobelli; 378 Seiten.

5 Punkte auf Peters RuG-Skala

1 = katastrophal
2 = schlecht
3 = geht so
4 = okay
5 = gut
6 = sehr gut
7 = sensationell

Zurück

Kommentare

Kommentar von Problemcousine |

Ja, die Schweizer- oft unterschätzt, vom Rest Europas belächelt, als autokratische Banker unnahbar wirkend. ABER : aus dieser Perspektive lassen sich viele Gedankenspiele , Ideen , Handlungsvorschläge und Anleitungen zum eigenen Handeln entwickeln. Durch Zufall bin ich auf eines der ersten Bücher Dobelli`s beim Stöbern in der Buchhandlung gestoßen. Seit dem habe ich insgesamt fünf von Ihm gelesen. Unter anderem auch den Roman "Massimo Marini". Ebenfalls sehr zu empfehlen. Und dann gibt es ja auch noch den Suter... .
PS: " Der Rausholer" wird gerade gelesen.

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 3 plus 7.