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Canale Verde

von (Kommentare: 1)

Die Reise beginnt mit dem ersten Frühstück auf unserem geliebten Lido-Deck. Und doch ist diese Reise anders als die anderen, die wir bisher mit dem Schiffchen gemacht haben. Das Land an beiden Seiten bleibt sichtbar: Dunkles Grün säumt das Ufer auf beiden Seiten. Über allem spannt sich ein wolkenreicher Himmel, der alle paar Minuten anders aussieht. Und manchmal bricht ein bisschen Sonne durch, und bringt das Wasser und den Regenwald zum Leuchten.

Wir durchfahren die Breves-Kanäle, eine natürliche Flussverbindung zwischen dem Golf von Para und dem Amazonas-Delta. Den Tag verbringen wir an Deck. Wir stehen und stehen, genießen das sanfte Dahingleiten des Schiffes - und können uns nicht sattsehen.

An keiner Stelle auf der gesamten Reise werden wir dem Ufer wieder so nah sein. Manche Stellen sind so schmal, dass nur kleine Schiffe wie unseres hindurchfahren können.

Immer wieder begegnen uns Menschen, die uns in ihren kleinen Booten begleiten, umkreisen, mit einem Höllenlärm ihre Motoren aufdrehen und aus den Booten winken. Kind und Kegel stehen auf Stegen am Ufer und winken lachend zu uns rüber. Eine Schulklasse hat sich am Steg aufgestellt und begrüßt uns, als wären wir auf Staatsbesuch. Ihr Schulbus parkt daneben: Ein Boot.

Die Menschen, die hier leben, verdienen ihren Lebensunterhalt mit Fischfang und Holzschlag und dem Verkauf von Bananen, Palmherzen und Palmnüssen. Sie haben Hunde und Hühner, ihre Kinder spielen auf den wackligen Stegen zwischen Wäscheleinen mit bunten Stücken. Wir sehen vor jeder noch so kleinen Hütte eine Satellitenschüssel. Die jungen Kerle, die uns in ihren Booten umkreisen, und johlend ihren Spaß haben, halten Handys in den Händen, mit denen sie uns genauso fotografieren und filmen wie wir sie. Die Motorsägen, die wir hören, gefallen uns nicht, aber wer sind wir, dass wir ihren Lebensunterhalt in Zweifel ziehen. Wir sind nur zu Besuch. Wir haben das Privileg, dass wir reisen können, und wir benutzen dazu ihre Hauptstraße: Das Wasser.

Der Graue ist den ganzen Tag nicht zu sehen. Ich finde ihn ganz vorn an der Spitze des Schiffes. Seelig schaut er durch seine Objektive und ist nicht loszueisen. Sogar mit der Aussicht auf Abendessen ist er nur zögerlich von seinem Aussichtspunkt, seiner persönlichen Brücke, wegzubewegen. Als hätte er Angst, auch nur eine Minute zu verpassen von diesem wunderbaren Naturschauspiel, das rechts und links, Steuerbord und Backbord, an uns vorbeizieht.

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Kommentare

Kommentar von Dieter |

Bei den ersten wenigen Bildern kleben meine Augen ja schon minutenlang an der Besonderheit von Mensch und Natur. Ich freue mich mit und für Euch und auf jedes weitere Foto was ich sehen werde.
Pjotr, bleib bitte auf Deinem Posten.
Liebe Grüße Bruno

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