Bergen, alte Blenderin
von Peter Schäfer (Kommentare: 3)
Beim letzten Besuch im Jahr 2009 begrüßte und verabschiedete sich die Stadt mit einer kalten Dauerdusche. Diesmal strahlt sie uns an wie ein funkelndes Schmuckstück.
Kann man dem sonnigen Frieden trauen? Immerhin gilt Bergen als die Stadt mit den meisten Niederschlägen in Norwegen. Es scheint so, als würde die Stadt ahnen, dass sie uns noch was schuldet. Bei der Einfahrt am frühen Morgen ist der Himmel wolkenfrei und die Außentemperaturen bereits vielversprechend. Und so wird es den ganzen Tag bleiben, bis wir wieder ablegen.
Wir nutzen die meteorologische Steilvorlage und fahren hoch hinaus auf den Fløyen. Das ist einer der sieben Berge der Stadt und deren beliebteste Touristenattraktion. Das Bergplateau liegt auf einer Höhe von 399 Metern direkt oberhalb des Stadtzentrums. Die Aussicht über die Halbinsel macht den Fløyen zu einem beliebten Ausflugsziel. Wie beliebt, bekommen wir mit, als die 850 Meter lange elektrische Standseilbahn Fløibane ununterbrochen Touristen ausspuckt. Im Hafen liegt nämlich nicht nur unser kleines Schiff, sondern ein deutlich größeres mit mehr als dem zehnfachen Passagieraufkommen.
Zahlreiche Menschengruppen, organisiert nach Herkunft und Sprache, wuseln übers Plateau und beeinträchtigen nachhaltig unser visuelles und akustisches Wohlbefinden. Noch bevor es Abend wird, ist die Welt allein von hier oben um ein paar tausend Selfies reicher. Oder ärmer. Und weil es eh nicht mehr drauf ankommt, halten auch wir die Kameras der Mobiltelefone vor unser Gesicht.
Unten in der Stadt geht es nicht weniger turbulent zu. Auch das Hafenviertel Bryggen, seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, kann sich vor Besucherinteresse kaum retten. Nach drei verheerenden Stadtbränden, die Bergen 1702, 1855 und 1916 bis auf die Grundmauern niedergebrannt haben, ist es nun eine Flut von Touristen, die der Ursprünglichkeit des pittoresken Ortes zu Leibe rücken. Einmal mehr erleben wir Fluch und Segen der Globalisierung und des Overtourismus mit. Und einmal mehr sind auch wir ein Teil davon.
Noch ist das Nordkap über 1500 Kilometer entfernt, aber die Gewissheit nimmt zu, dass wir auch dort nicht die einzigen sein werden.
Kommentare
Kommentar von Problemcousine |
Moinsen, Bergen bei sonnigem Wetter ist ja selten. Im Jqnuar war die Stadt noch nicht so voll, das Wetter durchwachsen. Das "Einhorn" macht seinem Namen in zweifacher Hinsicht Ehre. Und Havila hat der Hurtigrute das Monopol gerichtlich streitig gemacht. Habt Ihr eigentlich die Maus mit der Kochmütze irgendwann mal gesehen? Irgendwie fehlen mir die intelligenten Sprüche...
Kommentar von Die Kleene |
Ja echt mal, wo ist Kochmaus abgeblieben? Ist sie etwa Nokken, dem Wassergeist, wegen ihres losen Mundwerkes zum Opfer gefallen oder gar schon mit einem Troll verheiratet?
Kommentar von Kochmaus |
Ihr Lieben, mir gehts wieder gut! Aber es war natürlich knapp! Lest Ihr etwa nicht meine Eintragungen im Bordtagebuch???
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